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Am Freitag Abend, den 1. August war es wieder soweit, der Stammtisch RheinMain traf sich zum Thema Silvaner, Schwerpunkt Franken, etwas Rheinhessen und Pfalz.
Bildquelle: Gila Müller
Für alle, die sich nicht durch den ganzen Text arbeiten wollen, hier das Fazit vorneweg:
Die Zukunft großer Silvaner liegt im Holz, die GG Weine konnten nicht voll überzeugen, die Basis machte dagegen durchaus Spaß.
Zu den Weinen:
1. Flight
Basisweine Kabinett und Gutsweine
2007 Silvaner Kabinett trocken Rödelseer Küchenmeister – Juliusspital
Wertungen von 80 bis 84, schöne, fruchtige Nase, am Gaumen Apfel und eine leicht bittere Note, die ich angenehm empfand, aber von einigen auch etwas kritisiert wurde. Dezent erdig, mineralische noten. Machte Spaß und Lust auf mehr.
2007 Silvaner Muschelkalk – Bickel-Stumpf
Wertungen von 78 bis 84P, wirkt schlanker, mineralischer, aber auch mehr von der Säure geprägt, die Frucht erinnert etwas an Citrus und gelbe Melone. Sicher etwas modernere Machart, kühl vergoren.
2007 Silvaner Gutswein – Keller (Rheinhessen)
Leider die erste kleine Enttäuschung, Wertungen von 78 bis 80 Punkte. Der Wein ist relativ stark von der Kohlensäure geprägt, wirkt sehr schlank, man kann auch sagen dünn, zitronig. Für mich auch ein leicht künstlicher Brausebonbonton. Für über 30jährige Reben und teilweise Ausbau im Holzfass irgendwie zu wenig.
2007 Silvaner Kabinett Homburger Kallmuth – Fürst Löwenstein
Wertungen von 76 bis 82P, Waldmeister, Kräuter, eher grüne Noten, herb-würzig. Für mich nicht schlecht, von manchen als zu abweisend beschrieben. Braucht vielleicht noch ein wenig?
Die ersten beiden Weine konnten gut als Essensbegleiter oder angenehme Trinkweine gefallen, von den letzten beiden hatte ich mir etwas mehr erwartet, insbesondere vom Keller.
2. Flight
Jg 2006 Spätlese vs. GG, lohnt sind die Mehrausgabe?
2006 Silvaner GG Escherndorfer Lump – Michael Fröhlich
Wertungen von 85 bis 87P, deutliche Steigerung gegenüber dem ersten Flight, deutlich dichter, kräftiger, mehr Schmelz, manche meinten mollig. Gute erdige Noten, etwas mineralische Komponenten, reife Frucht. Wurde von allen als GG eingeschätzt. Manche sagten allerdings, dass er nicht ihre Sympathie findet.
2006 Silvaner Spätlese „Marktweg“ – Pfirmann / Pfalz
Keine Wertung, der Wein wurde von einigen als nicht ganz sauber eingestuft. Kein echter Kork, aber nicht ganz klar. Schade. Von den anderen kamen Worte wie, straight, kernig, herb-würzig, mineralisch.
2006 Silvaner GG Julius Echter Berg – Juliusspital
Wertungen von 86 bis 89, viel Schmelz, wirkt aber auch etwas süß, Alkohol spürbar, aber noch eingebunden, Traminernoten, Rosen, Honig, schien von Botrytis geprägt. Durch die von allen wahrgenommene „Traminernote“ war eine Einschätzung ob GG oder ambitionierte Spätlese nicht ganz einfach. Nur wenige wollten sich festlegen.
2006 Silvaner LandArt – Weingut LandArt
Ein Newcomer aus Mainstockheim, noch im Nebenerwerb, auf alle Fälle ein spannendes Projekt. Wertungen von 75 bis 89. Dieser Wein wurde sehr kontrovers diskutiert, für die meisten war er zu unharmonisch, wenig trinkanimierend, auch die dezente Holznote wurde als störend empfunden. Für mich war der Wein sehr spannend, dunkle würzige Aromen, darüber eine klare Apfelfrucht, das ganze getragen von einer schönen frischen Säure. Sicher kein Gaumenschmeichler, vielleicht auch (noch?) nicht ganz harmonisch aber doch sehr spannend.
Fazit: die alkoholkräftigeren GG setzten sich durch, konnten aber keine ganz hohen Bewertungen erreichen. Von der Weinqualität am überzeugensten der GG aus dem JEB, allerdings wurde die „Traminernote“ von einigen kritisiert.
3. Flight
2005er Topweine
2005 Silvaner Spätlese TRIAS Randersackerer Marsberg – Schmitts Kinder
Wertungen von 84 bis 88, sehr dicht, leichte Süße, aber auch Noten von Grapefruit, im Abgang herbes Bitterl, an dieser Bitternote störte sich auch der ein oder andere, dieses war dann auch für die niedrigeren Wertungen verantwortlich. Der Wein war nicht schlecht, aber so langsam erwartete man mehr.
2005 Silvaner „S“ – Keller (Rheinhessen)
Wertungen von 78 bis 85P, Holz und Schmelz, wenig Frucht, herb wieder sehr zitronig, eher kurz, enttäuschend. Tja, mit Keller hatten wir an diesem Abend ziemlich Pech.
2005 Silvaner GG JEB – Juliusspital
Wertungen von 84 bis 90. Herbwürzig, deutlich mineralische Note, wieder Traminernoten, Rosenholz, zeigte Biss, keine Alterungsnoten, schöne Länge. Manch einer vermisste hier Spiel und Trinkanimation, für mich sind das nicht unbedingt Eigenschaften des Silvaner, deshalb vermisste ich sie nicht.
Wäre Keller nicht gewesen, hätte dieser Flight, gerade mit dem guten JEB vom Juliusspital durchaus zu gefallen gewusst, so war doch mancher etwas enttäuscht.
4 Flight Terroirvergleich Ruck vs Sauer
2006 Silvaner Spätlese JEB – Sauer
Wertungen von 84 bis 86. Sehr saftig, erfrischende Primärfrucht, sehr klar, süffig, eher helle Früchte. Aber doch auch wieder diese leichten Noten von Anis, Rosen und Lindenblüten. Damit tippten alle auf Sauer und den JEB.
Jetzt gab es einige, die die „Traminernoten“ beim Juliusspital nicht mehr negativ sahen, sondern eben als typisch für den JEB. Meine Wertung waren hier zum erstenmal die niedrigsten, mir ist der Wein viel zu primärfruchtig.
2006 Silvaner GG JEB – Ruck
Noten von 83 bis 89, spontan-würzig, Rosen, Lindenblüten, Anis, schön kräftig, muskulös, nur leider etwas kurz. Dies war auch der Grund für die 83P bei einem Verkoster. Fast alle tippten auf JEB und Ruck
2006 Silvaner Spätlese Escherndorfer Lump – Ruck
Noten von 82 bis 88, eher würzige Noten auch leichter Spontistinker, aber viel frischfruchtiger als der vorherige Wein, auch blumig florale Noten. Frische Säure, mineralisch-frische Noten. Alle tippten auf den Lump, nur beim Winzer war man sich nicht so sicher, Hälfte Sauer, Hälfte Ruck.
2006 Silvaner Spätlese Escherndorfer Lump – Sauer
Wertungen 84 bis 88, kühl-mineralisch, sehr klar, „Bergbach“, Minze, wieder blumig-florale Noten, elegant, gute Länge. Von fast allen als sehr trinkig und schön eingestuft, aber doch auch ein klein wenig zu eindimensional. Jetzt revidierten doch einige ihre Aussage zum Winzer vom vorangegangenen Wein, fast alle sagten nun Sauer und Lump.
Interessant zu sehen, dass die Lage doch bei beiden Winzern erkennbar war, interessant auch, dass der Stil des Hauses auch etwas mit der Paradelage zu tun hat. Hansi Ruck mit seinem JEB, der eher dunkle, würzige Töne zeigt, geht den spontanen Weg, Horst Sauer mit seinem Lump, der mit seinen hellen, floralen Noten erkennbar ist, geht den Weg Reinzuchthefe, kühle Gärung eigentlich passend zum Stil der Lage. Beide Winzer hatten bei „ihrem“ Wein die deutlich besseren Noten bekommen.
Dieser Flight zeigte sich sehr interessant, spannend ein solcher Vergleich von Winzer und Lage.
5 Flight Silvaner aus dem Holz
2007 Silvaner „vom Holzfass“ Bürgstadter Centgrafenberg – Stich
Wertungen von 84 bis 92P. Holz spürbar, aber je mehr Luft der Wein bekommt, desto besser baut es sich ein, unheimlich schmelzig, feste Struktur, frische Säure, durchaus frische Frucht nach reifen gelben Äpfeln. Nach hinten hin sehr mineralische einige nannten salzige Noten.
Ein sehr spannender Wein, zuerst von vielen abgelehnt (G.L. „untrinkbar“), aber je mehr man sich mit dem Wein beschäftigt hat und je mehr positive Meldungen kamen, desto begeisterter wurde die Runde. Wer allerdings Probleme mit dem Holz hatte, wertete niedrig. Die allermeisten Wertungen lagen allerdings bei 87+, 88+, 89+, zwei bei 91 und bei 92P
2006 „Erdrauch“ Silvaner – Weingut LandArt
Wertungen von 81 bis 88P, dieser Wein scheidete wieder eher die Geister. Toffeenoten, Karamell, gleichzeitig eher herb und straff, wirkte dadurch ein wenig unharmonisch. Bräuchte der Wein mehr Luft? Auch mich ließ er etwas ratlos zurück, einerseits fand ich ihn sehr spannend, eigenständig, aber andererseits fehlte mir die Trinkanimation und das Geschmeidige.
2006 Silvaner „Crossover“ – VDP Weingut Bickel-Stumpf
Wertungen von 82 bis 89P, wieder war es der Holzeinsatz der manche zu niedrigen Bewertungen führte, wer mit dem Holz gut klar kam gab höhere Noten, dies war das Gros der Teilnehmer.
Wirkt etwas schlanker als der „vom Holzfass“ von Stich, zeigt schönes Spiel, feine mineralische Noten, die Frucht erinnert eher an gelbe Früchte, z.B. Pfirsich. Sehr schön schmelzig, gute Länge.
Interessant dass von den Probenteilnehmern der Holzeinsatz anders eingeschätzt wurde als er tatsächlich ist. Bickel-Stumpf wurde am wenigsten Holz zugeschrieben (tatsächlich hat er 1/3 neu, 1/3 2.Belegung, 1/3 3. Belegung, alles Barrique), dann LandArt (tatsächlich großes Holz plus Barrique), dann Stich ( Ausbau nur im großen Holz)
Der letzte Flight gab den süßen Ausklang
2007 Silvaner BA Sommeracher Katzenkopf – Winzerkeller Sommerach
Perfekte Balance von Süße und Säure, dabei viel Druck, Konzentration, die Säure lässt den Wein aber nicht übermäßig schwer wirken, auch nicht übermäßig süß. Zur Feier dieses genialen Weins machten wir noch ein Glas Foie Gras auf! Leider wollte keiner mehr Punkten sondern nur noch genießen. Aber sicher ein Wein deutlich in den 90ern!
2007 Silvaner TBA Sommeracher Katzenkopf – Winzerkeller Sommerach
Jetzt lief ein Elixier ins Glas, sehr ölig in der Konsistenz, enorm konzentriert, sehr süß, sehr viel Power. Für uns nach 20 Weinen und zum Abschluss fast schon zuviel. Die BA war der spaßmachendere Wein, darum für mich an diesem Abend der schönere.
Bei diesen beiden Weinen wollen wir uns auch noch gerne beim Winzerkeller für die freundliche Unterstützung bedanken!
Alles in allem war das doch eine gelungene Probe, leider konnte Rheinhessen mit Keller nicht ganz halten was wir uns versprochen haben, einige sagten Wittmann und Wagner-Stempel wären deutlich stärker gewesen, tja das wird ein anderer Abend zeigen müssen.
Sehr spannend allemal die Performance der im Holz ausgebauten Weine, hier zeigt sich durchaus eine burgundische Charakteristik des Silvaners, ich denke dass dies der Weg bei den Silvaner-Topweinen sein muss. Hat man sich einmal an das Holz gewöhnt, gewohnte Geschmacksmuster überwunden, konnten die Weine überzeugen. Sieger der Probe war für uns der Silvaner „vom Holzfass“ vom Weingut Stich.
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